Immer deutlicher über die Jahre taucht in der deutschen modernen Gesellschaft eine Krise der zwischenmenschlichen Beziehungen auf. Mit der schnellen Entwicklung des kapitalistischen Systems, das die Gesellschaft der letzten zwei Jahrzehnte industrialisiert und globalisiert hat, haben sich die Arbeitsweisen und folglich die Gewohnheiten und Verhältnisse der Leute viel verändert. Wie es bekannt ist, wurde die marxistische Kritik am Kapitalismus insbesondere von den osteuropäischen Ländern sehr stark rezipiert, unter anderem auch von der DDR. Wenn sich seine Auffassung vom Kapitalismus und vom kommunistischen Land als Ort der Gleichberechtigung und des Friedens unter den Klassen in der Tat nur als utopisch erwies, wurde sie allerdings von einigen Autoren der DDR geteilt. In dieser Arbeit wird Christoph Heins Position als Autor der DDR geschildert, der mit seinem scharfen Blick sowohl die deutsche Gesellschaft des Ostens, als auch die des Westen kritisch betrachtete. Trotz der Notwendigkeit der Wiedervereinigung, sei sie ihm zufolge nicht auf der richtigen Art und Weise geschehen und man habe sich nicht täuschen sollen, denn die Probleme des Ostens seien auf keinen Fall gelöst. Vor allem für die Bevölkerung der DDR ist der Prozess der Wiedervereinigung gar nicht schmerzlos gewesen, er brachte viele Veränderungen mit sich und es dauerte auch lang, bis sich die ehemaligen Ostdeutschen einig mit den Westdeutschen fühlten. In seinen Romanen versucht Hein von Geschichten zu erzählen, die auf erste Sicht nur den normalen Alltag betreffen. Er hat sich selbst als ‚Chronist‘ der Gegenwart definiert, denn er wolle nur von dem berichten, was in der Realität passiert. Nichtsdestotrotz wird sie auf eine Art und Weise beschrieben, wie er sie wahrgenommen hat, beziehungsweise durch seine eigenen Erfahrungen und Weltsicht. Ab der ‘80er Jahren beginnt er mit seinem bekanntesten Werk Der fremde Freund/Drachenblut von einer Realität zu schildern, die sich in den späteren Romanen Willenbrock und Weiskerns Nachlass weiter spitzt. Die Figuren dieser Romane leben in einer Gesellschaft, die keinen Raum mehr für Gefühle und zwischenmenschliche Beziehungen lässt: Verfremdung, Isolierung, Verlassung, Verachtung des anderen, kälte Verhältnisse und Angst, der anderen zu vertrauen sind nur einige der Auswirkungen, die das kapitalistische und globalisierte System verursacht. Wenn in Der fremde Freund der Fokus vor allem auf den Gefühlen oder Kälte der Protagonistin liegt, ist in Willenbrock und Weiskerns Nachlass die Kritik am Kapitalismus durch die entsprechenden Hauptfiguren sehr deutlich geübt. Was diese Gesellschaft zu bewegen und zu regeln scheint sind nur Geld und Wirtschaft, jedoch erleben alle Hauptfiguren der analysierten Romane Momente, in denen sie sich bewusstwerden, wie wichtig ihnen das Verhältnis zum anderen ist.

Krise der zwischenmenschlichen Beziehungen in der modernen deutschen kapitalistischen Gesellschaft. Eine Analyse von Christoph Heins Romanen Der Fremde Freund/Drachenblut, Willenbrock und Weiskerns Nachlass.

Vannini, Laura
2022/2023

Abstract

Immer deutlicher über die Jahre taucht in der deutschen modernen Gesellschaft eine Krise der zwischenmenschlichen Beziehungen auf. Mit der schnellen Entwicklung des kapitalistischen Systems, das die Gesellschaft der letzten zwei Jahrzehnte industrialisiert und globalisiert hat, haben sich die Arbeitsweisen und folglich die Gewohnheiten und Verhältnisse der Leute viel verändert. Wie es bekannt ist, wurde die marxistische Kritik am Kapitalismus insbesondere von den osteuropäischen Ländern sehr stark rezipiert, unter anderem auch von der DDR. Wenn sich seine Auffassung vom Kapitalismus und vom kommunistischen Land als Ort der Gleichberechtigung und des Friedens unter den Klassen in der Tat nur als utopisch erwies, wurde sie allerdings von einigen Autoren der DDR geteilt. In dieser Arbeit wird Christoph Heins Position als Autor der DDR geschildert, der mit seinem scharfen Blick sowohl die deutsche Gesellschaft des Ostens, als auch die des Westen kritisch betrachtete. Trotz der Notwendigkeit der Wiedervereinigung, sei sie ihm zufolge nicht auf der richtigen Art und Weise geschehen und man habe sich nicht täuschen sollen, denn die Probleme des Ostens seien auf keinen Fall gelöst. Vor allem für die Bevölkerung der DDR ist der Prozess der Wiedervereinigung gar nicht schmerzlos gewesen, er brachte viele Veränderungen mit sich und es dauerte auch lang, bis sich die ehemaligen Ostdeutschen einig mit den Westdeutschen fühlten. In seinen Romanen versucht Hein von Geschichten zu erzählen, die auf erste Sicht nur den normalen Alltag betreffen. Er hat sich selbst als ‚Chronist‘ der Gegenwart definiert, denn er wolle nur von dem berichten, was in der Realität passiert. Nichtsdestotrotz wird sie auf eine Art und Weise beschrieben, wie er sie wahrgenommen hat, beziehungsweise durch seine eigenen Erfahrungen und Weltsicht. Ab der ‘80er Jahren beginnt er mit seinem bekanntesten Werk Der fremde Freund/Drachenblut von einer Realität zu schildern, die sich in den späteren Romanen Willenbrock und Weiskerns Nachlass weiter spitzt. Die Figuren dieser Romane leben in einer Gesellschaft, die keinen Raum mehr für Gefühle und zwischenmenschliche Beziehungen lässt: Verfremdung, Isolierung, Verlassung, Verachtung des anderen, kälte Verhältnisse und Angst, der anderen zu vertrauen sind nur einige der Auswirkungen, die das kapitalistische und globalisierte System verursacht. Wenn in Der fremde Freund der Fokus vor allem auf den Gefühlen oder Kälte der Protagonistin liegt, ist in Willenbrock und Weiskerns Nachlass die Kritik am Kapitalismus durch die entsprechenden Hauptfiguren sehr deutlich geübt. Was diese Gesellschaft zu bewegen und zu regeln scheint sind nur Geld und Wirtschaft, jedoch erleben alle Hauptfiguren der analysierten Romane Momente, in denen sie sich bewusstwerden, wie wichtig ihnen das Verhältnis zum anderen ist.
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